Der Schlottwitzer Achatgang

Der Schlottwitzer Achatgang im Osterzgebirge ist eines der bekanntesten Vorkommen von Achat und Amethyst in Sachsen. Der Gang ist an einer tektonischen Störungszone innerhalb der Gneise des  Freiberger – Fürstenwalder Blocks gebunden. Diese Störungszone, die sogenannte Schlottwitzer Tiefenstörung, erstreckt sich wahrscheinlich von der Carsdorfer Störung in Nordwesten bis nach Krasny Les (Schönwald/ CR) im Südosten. Seine Mächtigkeit schwankt zwischen 10 Metern und etwa 100 Metern. Eine Mineralisation innerhalb der Störungszone, lässt sich von Niederschlottwitz beginnend, über Oberschlottwitz, Berthelsdorf bis in die Ortslage Döbra, das heißt auf einer Länge von ca. 6 Kilometer, nachweisen. Diese Zone führt abschnittweise einen Quarz – Hämatit – Baryt- Achat- Amethystmineralisation. Die Mineralisation begann vor 265 Mill. Jahren im Perm. Der Ganginhalt hatte sich dabei aus hydrothermalen Lösungen abgesetzt, während dazu tektonische Prozesse stattfanden. Bemerkenswert sind Einschlüsse von cenomanen Sandsteinen in der Schlottwitzer Struktur, welche wieder von einem jungen Baryt verkittet wurden. Das Nebengestein dieser Gangzone ist ein mittel - bis grobkörniger Biotitgneis. Gelegentlich durchschlagen unterschiedlich mächtige Ryolithgänge die Struktur. Im Ryolith ist die Gangzone am besten entwickelt. Besonders gut sind diese Gänge zwischen dem „Roten Felsen“ und dem Haltepunkt Oberschlottwitz aufgeschlossen.

Die Mineralisationszone ist nur an wenigen Stellen zu beobachten.

Während die Mineralisation entlang der Döbraer- Bethelsdorfer Flur nur durch Gangquarzlesesteine und einzelne Baryt- Hämatitbrocken beobachten werden kann, bildet er am rechten Gehänge in Oberschlottwitz steile Felsen (Königsfelsen). Dort sind durch Eisenoxid „rot“ oder andere Eisenoxidverbindungen „grün“ gefärbte Achatbrocken mit Quarzbrekzien und Baryt zu finden. Im Tal der Müglitz verläuft der Gang bis zur Ortsmitte hauptsächlich im Flussbett bzw. ist der Gang durch deren Alluvionen überdeckt. Am linken Müglitzufer aber durch die Eisenbahnstrecke und natürlichen Steilwänden wieder teilweise aufgeschlossen. Die aus den Talwänden herausragenden Klippen werden von Quarzgängen und Quarzbrekzien durchzogen. In diesen sind Amethyst- und Bandachatbrekzien in unterschiedlichen Farben eingelagert. Nicht selten geben Amethystgänge kleine Drusen mit hämatitüberzogenen Amethytkristallen frei. Derbe Massen von Baryt und eisenschüssiger Ton sind hier ein wesentlicher Bestandteil des Ganges. Eine dieser auffällig hämatitführenden Klippe ist der sogenannte „Rote Felsen“. Nach der Ortsmitte in Richtung Niederschlottwitz biegt der Gang in das westliche Talgehänge ab. An seiner nördlichen Endschaft im Tal des Schlottwitzbaches treten nochmals Barytmassen und derbe Quarz- Amethystbrekzien auf. Die Brekzienstruktur (Trümmerachat) ist charakteristisch für den Schlottwitzer Gang. Geschliffen nehmen die Achat- Amethyststücke ein sehr schönes Aussehen an, so dass sie schon frühzeitig zu Schmuckstücken verarbeitet wurden.                   

Die älteste noch erhaltene Nachricht von der Schlottwitzer Achat- und Amethystfundstelle stammt aus dem Jahr 1721. Der Glashütter Bergmeister Stephani berichtete seinen obersten Dienstherrn Kurfürst Friedrich August I. das in Schlottwitz grunde auf Cunnersdorffischen Güthern bis anhero/wie bey gehende Proben in mehreren zeigen/ein violet blauer Amethysten Fluß, bei welchem nach nunmehrigen Befinden auch ein bundfarbigter Jaspis sich befindet…“. Außerdem beklagt er sich, dass ohne Genehmigung Achat und Amethyst gebrochen und fortgeschleppt wird. Die Fundstelle war demnach den Einheimischen schon lange bekannt. Erst 1732 wurde vom Bergamt Glashütte die Konzession für die „Ehre Sachsenland Fundgrube“ verliehen. Von einer Ausbeute war nichts bekannt. Ein Hochwasser, welches wieder einmal das Müglitztal heimsuchte, legte 1750 den Achatgang entlang der Müglitz frei. Es kam zur Belebung der Gewinnung von Achat und Amethyst, die mit unterschiedlichen Erfolg bis ca. Ende des 18. Jh. anhielt. Um eine Konzession, entlang des Achatganges, bemühten neben verschiedenen Steinmetzen und Steinschneidern solche Persönlichkeiten, wie Rittergutsbesitzer Rudolf von Bünau oder der Hofmarschall und Rittergutsbesitzer Graf von Bose. Anfang 1775 bewarb sich ein sehr erfahrener Steinschneider, der Hofjuwelier J. Chr. Neuber, um die Konzession auf den Schlottwitzer Achatbruch, den er 20 Jahre betrieb. Neuber erlangte besonders mit seinen Tabatieren Weltruhm. Zu seinen Hauptwerken zählten der Prunkkamin im Grünen Gewölbe Dresden, ein Kunsttisch im „Musee du Louvre Paris“ sowie verschiedene Sockel für Porzellan- und Tafelaufsätze, gefertigt auch mit Schmucksteinen aus dem Schlottwitzgrund.

Das Interesse der Schmuckhersteller an den Schmucksteinen ließ um 1790 spürbar nach. Daher übernahm die neugeschaffene Bergakademie in Freiberg die Fundstelle. Namhafte Mineralogen, wie Liebenroth, Hoffmann, Freiersleben und Cotta, um nur einige zu nennen und mineralogisch interessierte Persönlichkeiten untersuchten den Achatgang. So besuchte Th. Körner die Fundstelle. Joh. W. Goethe beschäftigte sich mit der Schlottwitzer Trümmerachatentstehung. Im folgenden Jahrhundert geriet das Schmucksteinvorkommen etwas in Vergessenheit.

Im Jahre 1956 wurde am westlichen Talhang, nördlich des „Roten Felsen“, zwei Erkundungsstollen mit einer Länge von 35 bzw. 26 Metern, mit dem Ziel die Achatführung und die Eigenschaften für techn. Zwecke zu untersuchen, aufgefahren. Der angetroffene Baryt wurde ebenfalls dokumentiert und die beiden Stollen wieder verschlossen. Im Rahmen der „Neueinschätzung des Barytvorkommen Schlottwitz“ erfolgte 1980 die Aufwältigung der beiden alten Stollen sowie die Anlage von zwei Schürfgräben. Dabei wurde die Abbauwürdigkeit des anstehenden Baryts und der Schmucksteine geprüft und die Gangausbildung neu kartographiert. Anschließend erfolgte die bergmännische Verwahrung.

Mit der Absicht Raum- und Tafelschmuck aus Schmucksteinen gegen „Devisen“ zu verkaufen, öffnete man 1982 den nördlichen Stollen (Stollen II) um eine, bereits 1956 dokumentierte, Achatlinse abzubauen. In diesem Zusammenhang wurden nördlich des Roten Felsens auch acht Suchschürfungen nach Schmucksteinen und Baryt angelegt. Während der Gewinnung ist das Grubengebäude wesentlich erweitert und zur nochmaligen Untersuchung der Barytführung im Gang genutzt worden. Dabei teufte man ein bestehendes Gesenk auf eine Endtiefe von 14 Metern und trieb einen 17 Meter langen Querschlag in östl. Richtung. Die Erkundung brachte keine befriedigenden Ergebnisse und so erfolgte 1985 die dauerhafte Verwahrung des „Achatstollens“. Damit endete die (vorerst) letzte bergmännische Gewinnung rund um den Schlottwitzer Achatgang. Bei Böschungsarbeiten am Müglitzufer wurde 2013 gegenüber des Zechenaugrundes die Struktur mit einer Achatmineralisation kurzzeitig freigelegt.

In der Gegenwart werden die Fundpunkte nur noch von Sammlern und mineralogisch Interessierten heimgesucht, wobei die Fundsituation insbesondere in der Müglitz sehr wechselhaft ist.                       Quarzvariationen aus der Schlottwitzer Struktur als Leit- und Brandungsgerölle in der Müglitz bis in die Elbe und auf den Höhen von Cunnersdorf, Crotta, und Großsedlitz.                                                                                      

Kunstgegenstände, welche im Zusammenhang mit Schlottwitzer Schmucksteinen von Steinschneidern wie z. B. Schmieder, Hübner, Stiehl Neuber oder Rademund gefertigt wurden, stehen im Grünen Gewölbe, Dresden; der Porzellansammlung Dresden; im Musee du Louvre, Paris; im Naturhistorischen Museum Wien; im Bayrisches Nationalmuseum, München; Schloss Neue Kammern, Sanssouci; in der Bildergallerie, Potsdam und in privaten Sammlungen.

 

Der Schlottwitzer Achatgang ist im „Landschaftsschutzgebiet Osterzgebirge“ eingebettet. Es verbieten sich daher alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder nachhaltigen Veränderungen der Natur führen. Das betreten und sammeln von Steinen auf privatem Gelände ist nur mit Erlaubnis des Grundstücksbesitzers gestattet.